Tag 12 – 15
Wir brechen auf. Programmieren das Navigationssystem und entscheiden uns für die mautpflichtige Variante. 3 Stunden weniger Fahrt in Richtung Norden. Wetterprognose 23 Grad und Sonne. Unser Ziel der kleine familiäre Stellplatz Casa Azzura in Trás do Outeiro. Vorbei an Lissabon und dann noch ein Stückchen weiter ins Landesinnere nach Obidos. Nun stehen wir zwischen zum Teil blühenden Obstplantagen und einem kleinen Wäldchen. Angekommen sind wir kurz nach 16.00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein. Parkten den blauen Nugget auf dem letzten Stellplatz in der Reihe und meldeten uns an.
Stühle und Tisch raus – dann kamen die kleinen summenden blutleckenden Biester. Eine Invasion trieb uns zu einer Autan-Dusche, zum Entzünden einer Antimückenkerze und einer rauchende Pfeife. Es half nur bedingt. Wir zogen uns in den Nugget zurück. Da die Wetterprognose für den nächsten Tag Sonne verhieß, hängten wir noch unseren “freien” Tag dran. Gefrühstückt haben wir recht spät, weil ich zwar früh wach war, dann aber noch ein zwei Stunden wieder eingeschlafen bin. Am frühen Nachmittag fuhren wir dann nach Foz do Arelho an den Strand. Tolle Location. Auf der eine anderen Seite die Lagune von Obidos – an der anderen der brausenden Atlantik. Herrlich.
Wir spazierten ein wenig barfuß durch den Strand und kamen kurz nach der “Mückenzeit” am Stellplatz an. Mittlerweile bis auf den letzten Platz belegt. Morgen verlassen wir die Casa Azzura. Es zieht uns an den Ort mit den in Europa wahrscheinlichst höchsten Wellen. Ein oder zwei Tage frei stehen am Meer. Einige steilen Straßen und engen Gassen später, haben wir einen wunderbaren Blick über das unten liegende Nazaré mit seinem breiten Standstrand und dem ruhigen Atlantik.
Auf der anderer Seite brechen die Wellen mit brachialer Macht an den Strand. Im Herbst mit einer Höhe von bis zu 30 Metern. Ein vor der Küste gelegener 3000m Tiefseecanyon sorgt für diese Monsterwellen. Im kleinen Leuchtturm ist ein Museum eingerichtet. Ein Besuch lohnt sich nicht nur für Surfbegeisterte. Das Nachtlager schlagen wir unterhalb des Leuchtturms am Praia de Norte auf. Wir finden ein schönes Plätzchen mit Rundumblick auf das Meer.
Den ganzen Abend und die Nacht hörten wir das Tosen der Wellen. Bei zwei Streunern wird Susi schwach und sucht schon eine entsprechende Pflegestelle in Deutschland. Am Abend kommt Susanne mit einer jungen Berlinerin ins Gespräch, die sich in den Ort Nazaré verliebt hat und den bisherigen Job hin geschmissen hat. Was uns auch aufgefallen ist, bestätigt sie. Die Portugiesen sind ein sehr freundlichen und unaufdringliches Völkchen mit einem herrlichen Land. Bei den Hunde handelt es sich um Gefährten des Pferdemannes und die schnorren bei den Touristen eine zusätzliche Portion. Am Nachmittag kamen wir in Kontakt mit einem Brasilianer, der sich gerne das Museum ansehen möchte und nach den Weg fragte. Ein sehr interessantes Gespräch und ob wir jemals nach Brasilien fahren werden ist fraglich. Geschlafen haben wir wunderbar und wachten mit dem Rauschen der Wellenbrandung auf. Wir suchten einen Bankautomaten im dern Unterstadt von Nazaré und kauften im Supermarkt ein. Den Wagen parkten wir etwas verkehrswidrig im Schatten und als wir beim Einladen sind, spricht uns ein alter Nazareone an. Es entstand ein kurzweiliger Plausch. Mit 30zig wanderte er nach Deutschland aus und wohnte dann bis zur Rente in Bad Godesberg, meinem Geburtsort. Er sprach sehr gut Deutsch und war stolz auf seine in Deutschland gemachte Ausbildung und freut sich jetzt das Rentenalter in Nazaré verbringen zu können. Wir hatten Lust noch eine Tag am Meer zu bringen und so bewegten wir das Wohnmobil lediglich 30 Kilometer weiter. Wir stehen jetzt oberhalb des Atlantiks und gucken auf das Lighthouse von Sao Pedro de Moel.
Eine Lieblingsbeschäftigung der Portugiesen ist ein Besuch mit der Familien oder dem Liebstem am Meer. Man flaniert die Promenade hoch und runter, steigt in sein Auto und fährt weiter. Wenn wir Glück haben gehen wir am Abend in das unterhalb des Parkplatzes liegenden Strandrestaurant Essen. Für portugiesische Verhältnisse viel zu früh betreten die beiden Deutschen die kleine Bretterbude direkt am Meer. Alle Tische sind für den Abend reserviert, nur zwei Tische sind noch frei. Wir bestellen Bacalhau vom Grill und nach Art des Hauses. Dazu eine Flasche des sehr leckeren Hausweines. Beide Gerichte waren eine Wucht und obwohl vom Fisch identisch sehr unterschiedlich. Bedient werden wir von einem älteren Kellner, der sehr gut Deutsch sprach. Sein halbes Leben hat er in Deutschland gelebt und nach dem Tod des Vaters mit der Mutter zurück in die Heimat der Eltern gezogen ist. Man verdient in Portugal viel weniger, allerdings sind auch die Kosten wie z.B. Miete billiger. So zahlt er für 3 Zimmer mit kleinen Garten keine 300 €. Der Abend im Pai dos Frangos war jedenfalls sehr kurzweilig und super günstig. Bevor das kleine Restaurant richtig voll wurde, waren wir zurück am Nugget.