Normadisches Leben

Irgendwie bin ich seit der Wohnmobiltour durch Frankreich vom Wohnmobilvirus infiziert. Getreu dem Motto Ganz oder Garnicht, wählten wir gleich mal die Hardcore-Variante und sind knapp 3000 Kilometer in 14 Tage durch Frankreich getourt. Verwundert waren wir über die Aussage unseres Vermieters, dass man zum Duschen die Sanitäranlage des Campingplatzes benutzt. Das entsprach nicht unserer Vorstellung vom Leben auf vier Rädern auf Zeit. Wir wollten unabhänig sein. Vom Freistehen waren wir noch weit entfernt. Vertraut mit den täglichen Handgriffe waren wir nicht.  Kann mich noch gut an das erste Ablassen von Grauwasser und die Reinigung der Chemietoilette erinnern.  Mitten in der Stadt (Chalon-sur-Saône) bestanden wir Greenhorns unsere Feuertaufe. Okay ein paar Handgriffe schauten wir uns bei den alten „Hase“ ab.  Viele Fehler machten wir auf unserer ersten Tour. Anstelle sich wirklich treiben zu lassen, hetzten wir von einem Stellplatz zum nächsten. Dabei waren die  Fahrstrecken zwischen den Standorten einfach zu lang. Alle Wohnmobilisten haben wir als freundliches, hilfsbereites Völkchen kennengelernt.

Unser Mietmobil hatte schon ein paar Jährchen auf den Buckel und nicht alles funktioniert wirklich perfekt. So nutzten wir die hinteren Etagenbetten als Staufläche, was für uns verschenkten Raum bedeutete. Geschlafen haben wir samt zwei Hunden im Alkoven. Gut war die Küche, auf der wir die gesamte Zeit lecker Essen kochten.  Ein absolutes Highlight waren frisch gegrillte Meeresfrüchte und dazu ein sternenklaren Himmel. Den Geschmack haben wir nie wieder hingekommen.

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Ich schweife ab. All diese Erlebnisse ließen mich stundenlang im Internet surfen und die einzelnen Wohnmobiltyoen vergleichen. Man unterscheidet die klassischen Allkovenmodelle (wie unser Mietmobil), Intergrierte (angeblich die Königsklasse), Teilintegrierte und Kastenwagen. Eines stand aber fest, ein Allkovenmodell soll es nur werden, wenn im hinteren Teil des Autos sich eine Sitzgruppe befindet. Lange Zeit favourisierten wir deshalb ein Modell der Marke Phoenix 7100 RSL auf Basis eines Mercedes Sprinter. Aber mit einer Höhe von guten 3,50 könnte es schwierig werden einen geeigneten Parkplatz zu finden oder die kleinsten niedlichen Orte, die wir so lieben, zu besuchen. Dann schwenkte ich um auf einen Kastenwagen aus dem Hause Westfalia. Ein Columbus 600 D oder 610D. Vorteil klein, wendig. Nachteil durch die Bauform ein Minibad, enge Platzverhältnisse und weniger Platz für die Hunde. Warum wenn nicht zu den Sternen greifen, gleich ein Integrierter aus dem Hause Niesmann  & Bischoff. Tolles Wohnmobil, zig Grundrisse, tolle Ausstattung. Aber sind wir das – wirklich so bieder.  Vielleicht doch ein Fernreisemobil mit den zwei großen BS – Bett und Bad. Vielleicht ein Biomobil auf Basis eines Fuso Canters oder wirklich einen alten Mercedes zum Wohnmobil umbauen. Mit zwei linken Händen keine gute Idee. Je mehr ich mich mit der Thematik „Leben/Urlaub auf Rädern“ beschäftigte, tauchte ich immer tiefer in die Materie ab.  Es gibt zahrleiche Webseiten und Foren im Netz, die sich mit dem Leben/Urlaub auf 4Rädern beschäftigen. Scheinbar gibt es einen „großen“ Wunsch anders zu leben, als die heutige Gesellschaft es für gut befindet. Getrieben von Neugier bereisen einige die Welt in ihren selbstumgebauten Reisevehiklen. Einst ist allen gemein. Ihre Fahrzeuge sind alle älter als ihre Eigentümer. Keine elektronischen Spielereien, die das Leben vereinfachen, kein Adblue um die strengen Abgasnormen zu erreichen. Einfache robuste Technik, die in der Wüste oder in den Aden von talentierten Techniker oder selbst instandgesetzt werden kann. Dieser Wunsch anders zu Leben beseelt die komplette Alterschicht unserer Gesellschaft. Vom durch die Welt reisenden Studenten, um die 40zig-Jährigen und die Best-Ager sind alle Altersstufen vertreten. Ein sehr interssante Mischung.

Aber will ich wirklich in dieser extremen Form durch die Welt reisen. Einen festen Wohnsitz aufgeben und nur noch mobil Leben. Ich glaube für diese extremste Form bin ich viel zu Heimatverbunden. Kleine alltägliche Dinge würden mir fehlen. Vielmehr möchte ich die Möglichkeit haben, einfach mal den Alltag hinter einem zu lassen und einfach starten und sehen wo es einen hintreibt. Das kann für eine kurzes Wochenende sein oder für mehrere Monate dem norddeutschen Winter entfliehen, um Weihnachten in Portugal zu verbringen. Aber auch die Möglichkeit zu haben, eine gewisse Zeit ein „normales“ Leben zu führen und einfach abhauen, wenn die Reiselust wieder zu groß wird.  Augenblicklich leider noch nicht machbar und so surfe ich durchs Internet und lese begeistert die Berichte, derjenigen die sich ihren Traum schon verwirklicht haben. Träume soll man leben – und das wird auch so kommen. Wenn nicht jetzt dann demnächst. Ich fiebere diesem Tag schon entgegen. Dann packe ich Frau und Hunde und wir fahren einfach der Sonne entgegen, dahin wo es im Herbst noch warm ist und im Sommer schön kühl.

Aktueller Favourit: Westfalia Admundsen 540D Himmelblau und/oder Bimobil EX366 MB 316

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